Themen einer Therapie
Im Leben kan es zahlreiche Gründe geben, sich mal mit einer Therapeutin zusammen zu setzen:
Angst-Störungen
Hast du Angst in der U-Bahn zu fahren? Angst in der Enge eines Fahrstuhls? Hast du Angst, die Präsentation vor der Klasse zu vergeigen? Dass du kein Wort heraus bekommst oder rot wirst? Machst du dir ständig Sorgen, was andere über dich denken? Hast du Angst, was die Zukunft bringt?
Solche Ängste können sehr lästig werden, wenn sie dazu führen, dass du dich immer mehr einschränkst, und kaum noch traust etwas Neues anzufangen: Es könnte ja schief gehen, und es könnte sich zeigen, dass deine Angst berechtigt war.
Meine Erfahrung ist, dass ängstliche Jugendliche auch oft ängstliche Eltern haben. Das bedeutet: du hast die Angst gelernt! Abgeguckt, imitiert … deshalb kann Therapie hier helfen: du lernst neu! Eine Therapie hilft dir, der Angst zu begegnen, das unangenehme Gefühl auszuhalten. Du wirst wieder stark und frei von Angst.
Bullying
Wirst du in der Schule geärgert? Werden dir Sachen aus der Tasche genommen? Fühlst du dich isoliert? Wird hinter deinem Rücken über dich gelästert, so dass du es noch hören kannst? Wirst du öfter schief und herablassend angeguckt? Mobbing oder Bullying geschieht oft verdeckt. Lehrer kriegen es oft nicht mit, obwohl es vor ihren Augen geschieht, Eltern spüren es nicht, wenn ihre Kinder sich immer weiter zurück ziehen.
Für die Betroffenen ist es oft ein »Ritt durch die Hölle«. Angst dass es noch schlimmer wird, wenn du etwas erzählst. Also erträgst du das Mobbing, passt dich vielleicht sogar an, bis hin zu dem Gedanken: »Es geschieht mir recht, ich bringe es nicht, ich bin ein Loser!«
Dein Selbstwertgefühl nimmt Schaden, du duckst dich immer mehr und wirst dadurch erst recht zum Opfer – es entsteht ein »Teufelskreis«. Dem kannst du entkommen, indem du über deine Situation sprichst. In einem geschützten Rahmen überlegen wir gemeinsam, was zu tun ist, wie du die erniedrigende Situation verlassen kannst. Wie du selbst etwas änderst, oder wie wir die Außenfaktoren verändern.
Auf jeden Fall solltest du es nicht unnötig lange ertragen und weiter schweigen.
Depression
Schläfst du schon seit Monaten schlecht ein oder hast du Durchschlafprobleme? Quält dich dein »Grübel-Karussell«, d.h. die immer gleichen Gedanken und Sorgen hindern dich am Einschlafen? Hast du wenig Appetit, bist lustlos und ziehst dich immer mehr von gemeinsamen Aktivitäten mit Freunden zurück? Verspürst du in dir ein unangenehmes Gefühl der Leere? Zweifelst du an dir und an dem Sinn deines Lebens? Fühlst du dich erschöpft und dem Druck in der Schule nicht mehr gewachsen? Möchtest du sogar manchmal gar nicht mehr leben? Dann bist du wahrscheinlich in einer depressiven Episode.
Depression unterscheidet sich von normalen »trüben Tagen« und schlechter Laune durch ihre lange Dauer und die Unfähigkeit richtig klare Gedanken zu fassen. Immer mehr Jugendliche sind davon betroffen; aktuell leiden 3-10 % aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren unter einer Depression.
Es kann einen sogenannten Auslöser, ein tiefgreifendes Ereignis (Trennung, Krankheit, Tod) für diese Entwicklung geben, muss es aber nicht. Auch eine genetisch bedingte Stoffwechselstörung im Gehirn (d.h. deine Eltern, Großeltern oder Verwandten kennen das auch) kann Auslöser sein, weswegen manchmal Medikamente, sogenannte Anti-Depressiva, zur Behandlung eingesetzt werden können.
Hilfreich ist auf jeden Fall Psychotherapie, also Gespräche, in denen deine Sorgen und Ängste, dein Tagesablauf (ganz wichtig: Tag-Nacht-Rhythmus), die Situation in der Schule, mit deinen Eltern und Freundinnen, also alles was dich bedrückt, besprochen werden.
Dann überlegen wir gemeinsam, was du brauchst, wie du in deinem Leben wieder mehr Freude haben, optimistischer und selbstbewusster in den Tag starten kannst. Das geht mit einer fremden Person oft besser als mit Freunden und Eltern, die es ja gut meinen, aber mit ihren Ratschlägen oft nicht sehr hilfreich sind. Im Gegenteil, manchmal setzen sie dich noch mehr unter Druck und sorgen so dafür, dass du dich noch schlechter fühlst …
Ritzen
Ritzen oder selbstverletzendes Verhalten tritt oft im Zusammenhang mit Depressionen auf: Es beginnt wie viele »Bad Habits« mit einem ersten Versuch, manchmal aus Nachahmung, manchmal aus Neugier, manchmal verursacht durch eine große Wut …
Selbstverletzendes Verhalten wird auch oft als »Hilferuf der Seele« bezeichnet. Sich mit einer Rasierklinge, Schere und anderen Gegenständen die Haut an Armen, Beinen, Bauch aufzuritzen, bringt einen Kick. Und dann kann es passieren, dass das Ritzen zur Gewohnheit, gar zur Sucht wird.
So baut sich ein Drang auf, ein Druck dem nachzugeben ein Gefühl der Erleichterung folgt, aber auch Gefühle von Versagen und Scham – bis zum nächsten Mal.
In der Therapie machen wir uns auf die Suche nach sog. Auslöse-Reizen: Wodurch wird der Druck aufgebaut? In oder nach welcher Situation möchtest du dich verletzen? Was gibt dir das? Wem möchtest du damit was sagen? Wichtig ist hier das selbstverletzende Verhalten möglichst schnell durch sogenannte Skills zu ersetzen, d.h. wenn du Verletzungsdruck spürst, etwas anderes zu tun: manchen hilft es Kühlpads aufzulegen, andere schnüffeln Ammoniak oder Eukalyptus, also starke Reize, die nicht verletzen … was immer dir hilft den Druck zu überwinden, wird als hilfreich angesehen.
Dann überlegen wir gemeinsam, wie du aus dieser Spirale herauskommst: Welche Gespräche müssten geführt, welche Kränkungen geheilt, welche Konflikte angesprochen werden? Welches Verhalten – von dir oder anderen – muss sich in deinen Augen ändern, welcher innere Schmerz muss ausgesprochen werden, damit du selbstverletzendes Verhalten überwinden kannst? Wie kannst du Extreme vermeiden, und in eine innere Balance kommen, und Worte finden, statt dir weh zu tun?
Trennung
Bist du ein Scheidungskind? Musst du dir öfter Unschönes über den abwesenden Elternteil anhören? Fühlst du dich zerrissen? Wünschst du dir manchmal, dass alles wieder so ist wie früher? Bist du deshalb wütend und sauer auf deine Eltern? Hast du Angst, dass du später selbst keine Beziehung auf die Reihe bekommst? Klammerst du an Beziehungen, weil du Angst hast, dass dir dasselbe passiert?
Eltern verlieren durch ihre Probleme mit dem Partner gerne mal ihre Kinder aus den Augen. Sie sind so mit sich und ihrem Frust und Ärger, ihrer Traurigkeit beschäftigt, dass du sie nicht zusätzlich mit deinen Problemen belasten willst. Du funktionierst zwar, aber innerlich fühlst du dich total gestresst.
Gemeinsam können wir deine Situation beleuchten, z.B. mit einem Familienbrett. Was sollten deine Eltern über dein Innenleben wissen oder nicht wissen? Was möchtest du Ihnen unbedingt mal sagen, damit sie ihr Verhalten ändern? Ich bin gut darin, solche Gespräche zu begleiten. Danach geht es allen Beteiligten besser – Trau dich!
Familienprobleme
Hast du das Gefühl, dass deine Eltern dich nicht verstehen, obwohl du immer wieder versucht ihnen zu erklären, was dir wichtig ist? Gibt es oft Streit zu Hause? Auch zwischen deinen Eltern? Gibt es immer Zoff mit einem Bruder oder einer Schwester, der oder die dich einfach nicht respektiert, dich beleidigt, immer in dein Zimmer läuft, Sachen entwendet … Fühlst du dich nicht ernst genommen? Bist du schon gestresst, wenn du durch die Haustür kommst und bist deshalb oft nicht zu Hause?
Meine Erfahrung ist auch hier: Klärende Gespräche können helfen. Du kannst deine Eltern oder Geschwister zwar nicht ändern, aber du kannst klar sagen, welches Verhalten unangemessen ist, wo Gemeinheiten gesagt werden. Du kannst Respekt einfordern. Allerdings musst du dann auch einstecken können, was deine Familie an dir nervt. Dazu braucht es Mut und Offenheit.Der Gewinn ist mehr Vertrauen, mehr Verständnis für das Verhalten der anderen und mehr Akzeptanz für deine Sichtweise.
Zuviel Alk, Shit oder Computerspiele?
Schießt du dich gerne an den Wochenende ab, so dass Freunde dich nach Hause bringen müssen? Kannst du dir ein Leben ohne Alk nicht mehr vorstellen? Brauchst du Alk, damit du dich gut fühlst, locker werden, tanzen, flirten kannst? Dann solltest du vorsichtig sein, und das Gespräch darüber suchen.
Denn der Weg in eine Sucht (welche auch immer) fängt meist harmlos, mit einem gewissen Selbstbetrug an und steigert sich langsam: »Ach, nur heute … Nur noch eine Stunde … nur noch einen Joint …« Nur noch … heißt die Falle.
Leider ist die Selbsterkenntnis »Ich trinke zu viel, kiffe zu viel, spiele zu viel« nicht so einfach zu erlangen. Wenn andere dich darauf ansprechen, ist das aber auf jeden Fall ein Signal, genauer hinzuschauen und dein Verhalten in Frage zu stellen.
Die Gefahr liegt in der Dosis. Wenn du dich nicht mehr gut konzentrieren kannst, deine Noten schlechter werden, du Schwitzattacken, Kreislaufprobleme, Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme hast, helfen nicht mehr Alkohol, mehr Joints oder mehr zocken, sondern darüber reden. Suche das Gespräch, um die Hintergründe und Ursachen – meist gut verdrängte Themen – aufzudecken und wieder frei zu werden. So kannst du deine Sucht in den Griff bekommen!
Essstörung
Machst du dir viele Sorgen um deine Figur? Guckst du dir auf Instagramm oft die Mädchen mit den ganz dünnen Taillen an und möchtest unbedingt so sein wie sie? Findest du deine Oberschenkel, deinen Bauch zu dick und guckst deswegen oft in den Spiegel und bist unglücklich? Versuchst du über Verzicht auf Kohlehydrate, Fett und mit viel Sport Einfluss auf deine Figur zu nehmen? Gehören Gurken, Tomaten, Salat, fettarmer Joghurt zu deinen Hauptnahrungsmitteln? Oder hast du vielleicht sogar schon sehr viel abgenommen, einen BMI von 18 und trotzdem dreht sich dein ganzes Denken um die nächste Nahrungsaufnahme und die Essensportionen, die du dir erlaubst? Achtest du genau darauf, eine bestimmte Kalorienanzahl im Essen nicht zu überschreiten? Und wenn du einen Fressanfall hattest, also ne ganze Pizza mit Heißhunger verschlungen hast, hängst du dann über der Kloschüssel, um sie wieder loszuwerden?
Dann hast du höchstwahrscheinlich ein Essstörung (Magersucht oder Bulimie) die behandelt werden muss. Es ist, wie bei jeder Sucht, nicht so, dass sie von alleine einfach besser wird. Du brauchst Gespräche und Einsichten, die dir helfen, einen anderen Weg zu finden. Weg von dem Fokus auf deinen Körper, hin zu gesunden Gefühlen. Das ist oft sehr schwierig, weil eine Essstörung hartnäckig ist.
Wenn die Esstörung schon länger besteht, kann es notwendig sein, eine längere stationäre Behandlung in der Klinik durchzuführen, wo du lernst wieder gesunde Portionen zu essen, ohne Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen zu haben. Also warte nicht zu lange, denn je früher du das Problem erkennst, desto leichter kannst du wieder aussteigen. Ich habe schon viele Menschen mit Essstörungen gesprochen, und weiß, dass jeder sein sehr persönliches Problem-Päckchen mit sich trägt. Wir könnnen dein Problem-Päckchen gemeinsam auspacken und uns ansehen, was drin ist, damit du danach erleichtert weiter gehen kannst.
Sexuelle Übergriffe
Sexuelle Belästigung ist für junge Mädchen manchmal schwer zu erkennen.
- Wenn jemand dich am Po, zwischen den Beinen, am Busen oder sonst irgendwo, wo du es nicht möchtest, ohne deine Erlaubnis angefasst hat.
- Wenn jemand dich gedrängt hat ihn oder sie anzufassen wo du es nicht möchtest.
- Wenn jemand dich zwingt Bilder mit sexuellen Inhalten anzuschauen.
- Wenn du dir anzügliche Sprüche anhören musstest.
Das sind sexuelle Übergriffe, und das musst du das auf keinen Fall einfach hinnehmen. Dann sprich nicht nur mit deiner Freundin darüber. Suche dir Erwachsene, denen du erst mal nur erzählen kannst, was dir geschehen ist, und du Zeit findest das Erlebte zu verdauen.
Dann kann man gemeinsam und in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll. Wenn es in der Familie geschehen ist, geht man anders vor, als wenn es Fremde waren. Es kann eine Anzeige erstattet werden. Du kannst natürlich auch direkt zur Polizei gehen; dort gibt es speziell ausgebildete Männer und Frauen, denen du dich anvertrauen kannst.
In erster Linie wird es darum gehen, wie du das Erlebte ohne weitere Schäden verarbeiten kannst, wie du wieder Vertrauen aufbauen und deinen Körper unbeschadet erleben kannst. Nimm deinen ganzen Mut zusammen, und suche dir Unterstützung!
Chronische Erkrankungen
Chronische Krankheiten haben nicht nur alte Leute; auch schon Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Sie heißen: Migräne, Multiple Sklerose, Juvenile Arthritis, Diabetes, Krebs … und sie bedeuten für die Betroffenen häufig einen Kampf um ein normales Leben.
Nichts ist mehr selbstverständlich. Nicht nur, dass sie sich selbst als schwach erleben, auch im Umfeld erfahren sie oft wenig Verständnis von Gleichaltrigen, und müssen sich beweisen – nach dem Motto: Du siehst doch gut aus, stell dich nicht so an!!
In der Schule werden dann nur die häufigen Fehlzeiten bemerkt, aber nicht der Kampf darum, die Schmerzen zu besiegen, den Schwindel, die Schwäche, die notwendige Medikamenteneinnahme. Das führt oft zu Rückzug und einem Gefühl von Einsamkeit, wodurch auch eine Depression ausgelöst werden kann.
In einer Gesellschaft, in der Schönheit und Erfolg als Maßstab für ein glückliches Leben propagiert wird, haben es chronisch Kranke besonders schwer. Sie müssen sich als fehlerhaft, im schlimmsten Fall als minderwertig erleben. Oft ist die ganze Familie betroffen und gestresst, weil sich viel um die Kranken dreht, viele Termine, Ärzte, Untersuchungen und Behandlungen notwendig sind. Im Kampf um das körperliche Wohl wird allzu oft die Seele zu wenig berücksichtigt.
Hier kann Therapie helfen, einen Sinn – über einen gesunden Körper hinaus – zu finden:
Kind psychisch kranker Eltern
Kind von psychisch kranken Eltern zu sein ist ein hartes Brot. In Deutschland leben schätzungsweise 1.5 Mio Kinder, deren Eltern an einer Psychose oder einer schweren Depression leiden, alkohol- oder drogenabhängig sind.
In diesem Zusammenhang wird oft von den vergessenen Kindern gesprochen. Wenn du dazu gehörst, fühlst du dich deinen Eltern loyal verbunden und bist in einem Zwiespalt zwischen der familiären und der äußeren Welt, den Bedürfnissen deiner Eltern und deinen eigenen. Du versuchst deine Belastung so gut es geht zu verstecken. Dann solltest du den Mut schöpfen einen Menschen aufzusuchen, mit dem du über deine Gefühle und deine Belastung sprechen kannst.
Auch hier gilt: alles was du deiner Psychotherapeutin anvertraust, bleibt unter uns.